Gürtelrose – Die Zweitinfektion von Windpocken

Gürtelrose oder Herpes zoster bezeichnet eine Hauterkrankung, deren Krankheitsbild in einem schmerzhaften, stecknadelkopfgroßen, bläschenförmigen Ausschlag der Haut besteht. Verursacht wird die Gürtelrose durch den Varicella-zoster-Virus, der beim Menschen zwei verschiedene Erkrankungen, nämlich die Windpocken und Herpes zoster, auslösen kann.

In Deutschland erkranken pro Jahr bis zu 500.000 Menschen an Gürtelrose, wobei die Erstinfektion bei 90 bis 95 Prozent der betroffenen Erwachsenen bereits im Kindesalter, d.h. bis zum 15. Lebensjahr, erfolgt und sich in Form der Windpocken (Varizellen) äußert. Nach dem Abheilen verbleiben die Herpes-zoster-Viren im Körper des Betroffenen, setzen sich an den Nervenenden des Rückenmarks, d.h. den Spinal-Ganglien und den Ganglien der Hirnnerven, fest und können später zum Beispiel durch ein geschwächtes Immunsystem, Stress, Diabetes oder aber durch starke Sonneneinwirkung reaktiviert werden. Entsprechend kann die Gürtelrose in jedem Lebensalter auftreten, statistisch gesehen bricht die Krankheit jedoch bei den meisten Patienten erst nach dem 50. Lebensjahr aus.

Erste Anzeichen einer Gürtelrose

varicela

Typische Symptome, welche schon Tage vor der eigentlichen Bläschenbildung auftreten können, sind:

  • brennende oder stechende Schmerzen, die mit Taubheitsgefühlen einhergehen
  • Schmerzen entlang der Nervenbahnen
  • Überempfindlichkeit der Haut
  • Fieber
  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Unwohlsein

Die in der Regel nur auf einer Körperseite auftretenden Beschwerden können ein bandförmiges, zwei bis drei Zentimeter breites Hautareal im Bereich der Taille bzw. des Bauches, der Brust oder aber des Rückens betreffen.

Typischerweise tritt nach zwei oder drei Tagen dann im Bereich eben dieser Hautpartie auch der Hautausschlag, d.h. rote Flecken, Bläschen oder Pusteln auf, welche mit einem infektiösen Sekret gefüllt sind. Nach weiteren drei bis fünf Tagen öffnen sich diese Bläschen, es bildet sich eine Schorfschicht und sie heilen schließlich nach ca. zwei bis drei Wochen meist ohne weitere Nachwirkungen wieder ab.

Komplikationen

Wenn Schmerzen auch Wochen nach Abheilen der Gürtelrose an den betroffenen Stellen nicht abklingen, spricht man von einer Post-zoster- oder auch Postherpetischen Neuralgie. In seltenen Fällen können die Schmerzen sogar Jahre lang anhalten. Diese Folgeerkrankung tritt bei etwa zehn bis fünfzehn Prozent aller Herpes-zoster-Patienten auf, betrifft zumeist das Gesicht und ihre Häufigkeit nimmt mit steigendem Alter zu.

Lediglich in Ausnahmefällen, vornehmlich bei stark geschwächtem Immunsystem, kann Herpes zoster auf die Organe wie zum Beispiel das Gehirn (Zoster Enzephalitis) oder die Hirnhäute (Zoster Meningitis) übergehen.

Weitere Formen der Gürtelrose

Im Allgemeinen tritt die Gürtelrose entlang der Nervenbahnen im Bereich des Brustkorbes bzw. des Bauches auf. Jedoch ist es ebenso möglich, dass die Nervenstränge von Armen, Beinen oder des Lendenwirbelbereichs sowie des Gehirns betroffen sind. Eine weitere Unterformen von Herpes zoster ist die Gesichtsrose oder Kopfrose.

Zoster ophtalmicus

Beim Zoster ophtalmicus sind sowohl das Gesicht als auch die Augen betroffen. Sind die Augen befallen, besteht vor allem die Gefahr, dass deren Hornhaut dauerhaft vernarbt, wodurch es zu einem Sehverlust bis hin zur vollständigen Erblindung kommen kann. Der Befall der Gesichtsnerven äußert sich bei mehr als der Hälfte der Patienten in Form einer Gesichtslähmung. Eine weitere Folge kann der Verlust des Geschmacksinns sein, wobei diese Veränderungen sich meist wieder vollständig zurückbilden.

Zoster oticus

Der Befall des Gehörgangs wird als Zoster oticus bezeichnet. Wie alle Herpes-zoster- Erkrankungen ist auch die Bläschenbildung im Gehörgang mit enormen Schmerzen verbunden. Neben Schwindelgefühlen und Störungen des Gleichgewichtssinns kommt es meist zu einer Hörminderung, die bei Nichtbehandlung bis zur Taubheit führen kann. Häufig kommt es infolge eines zusätzlichen Befalls des Gesichtsnervs zu einer Lähmung der Gesichtsmuskeln, die sich in der Regel wieder zurückbildet.

Zoster generalisatus

Eine lebensbedrohliche Form der Gürtelrose ist der Zoster generalisatus, auch als generalisierter Herpes bekannt. Hierbei kommt es zum Befall des gesamten Körpers inklusive der inneren Organe. Zoster generalisatus tritt vor allem bei Patienten mit enorm geschwächtem Immunsystem (meist bedingt durch eine Primärerkrankung, wie etwa eine HIV-Infektion, Leukämie oder andere Krebsarten) auf.

Windpocken sind die Ursache für eine Gürtelrose

kleiner Junge an Windpocken erkranktDie Primärinfektion mit dem Varicella-zoster-Virus wird durch die Varizellenerkrankung verursacht, demnach ist eine vorangegangene Windpockeninfektion die Voraussetzung für eine Erkrankung an Gürtelrose. Nach Abheilen der Windpocken haben die Herpesviren die Fähigkeit im Körper zu überleben. Bis heute ist der genaue Mechanismus nicht bekannt. Man geht aber davon aus, dass die Viren während der Primärinfektion, also während der Windpockenerkrankung, ins Nervengewebe eindringen und nach dem Abklingen der Windpockenerkrankung in den Nervenknoten des Rückenmarks verbleiben. Dort warten die Viren meist über Jahrzehnte auf eine Immunschwäche des Betroffenen. In Folge können die Herpes-zoster-Viren dann latente Infektionen verursachen oder aber zu einer Gürtelrose-Erkrankung führen.

Normalerweise erkrankt man nur einmal an Gürtelrose

Bei Herpes-zoster-Erkrankungen kommt es anders als bei Herpes-Simplex-Erkrankungen in der Regel nur zu einem einzigen Rückfall (Rezidiv), d.h. einer Erstinfektion mit den Windpocken und als Folgeerkrankung die Gürtelrose. Allerdings ist es möglich, dass Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem zwei bis drei Rückfälle entwickeln, also mehrmals an Gürtelrose erkranken.

Erreger ist das Herpes-zoster-Virus

Der Erreger der Gürtelrose ist das sogenannte Herpes-zoster-Virus (HZV), welches in medizinischen Fachkreisen auch als Humanes-Herpes-Virus-3 (HHV-3) bezeichnet wird und zur Familie der Herpesviren gehört.

VirusEin Herpes-Virus besteht im Allgemeinen nur aus wenigen Bauteilen. Im Zellkern befindet sich schließlich die genetische Information des Virus. Diese Information ist von einer Eiweißhülle, die eine recht charakteristische geometrische Form aufweist, dem sogenannten Ikosaeder, umgeben, welche abermals von einer Lipidmembran (Envelope) umschlossen wird. Die Herpes-Viren haben eine Größe von etwa 1/5000 Millimeter und zählen somit zu den komplexesten und größten existierenden Viren. Alle Herpes-Viren, so auch Herpes-zoster-Viren, gehören zur Familie der sogenannten neurotropen Viren, d.h. sie dringen in Nerven und das Nervensystem ein und verbreiten sich dort.

Risikogruppen

Besonders anfällig für die Gürtelrose, d.h. eine Reaktivierung des Herpes-zoster-Virus, sind stark immungeschwächte Personen wie zum Beispiel Menschen mit einer HIV-Infektion, Knochenmarktransplantierte sowie Patienten mit Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphomen. Menschen, die älter sind als 50 Jahre sowie Personen, die länger andauerndem Stress ausgesetzt sind, zählen ebenfalls zur Risikogruppe, denn auch deren Immunabwehr ist in der Regel stark geschwächt.